Sonntag, 25. Mai 2008

Zum Einsatz von Direct-Push-Verfahren


Direct-Push-Verfahren sind auch in Deutschland stark im Kommen, nachdem sie im europäischen Ausland (v.a. Niederlande und Belgien), aber auch in den USA schon sehr häufig im Einsatz sind. Auch in Deutschland wurden sie, meist in Projekten für die US-Air Force oder US-Army, schon oft eingesetzt.

Hier gleich ein kleines Bild (Quelle: Geoprobe®)

An der Methode oder den Methoden an sich ist eigentlich nichts Wundersames, denn wie der Name schon sagt, geht es hier meist darum, eine Sonde in den Untergrund zu drücken. Vergleichbar ist dies mit der im Baugrundbereich schon lange bekannten Cone-Penetrometrie, bei der ein Kegel in den Boden gedrückt wird, um den Widerstand des Bodens zu messen und bodenphysikalische Kennwerte abzuleiten.

Dies ist auch heute noch eines der typischen Anwendungsfelder, da hierbei über Parameter wie Widerstand und Mantelreibung bodenphysikalische Kennwerte abgeleitet und Schichtübergänge im Untergrund ohne Probenentnahme festgestellt werden können.

Der große Vorteil dabei ist, dass diese Messungen bei geeigneten Untergründen relativ zügig und kostengünstig durchzuführen sind und somit ein sehr dichtes Messraster erlauben. Wobei zu bemerken ist, dass als geeignete Untergründe vor allem Lockersedimente anzusehen sind.

Seit vielen Jahren wurden diese Methoden auch bei der Untersuchung von Altstandorten und Altablagerungen eingesetzt. Bei diesen Untersuchungen geht es meist weniger um bodenphysikalische Parameter, sondern es stehen eher chemische Parameter, Schadstoffe, im Fokus des Interesses.

Daher wurden besondere Sonden, wie z.B. die MIP-Sonde (Membrane Interface Probe), entwickelt, die im Boden oder Grundwasser vorhandene Schadstoffe durch eine Membran in die Sonde eindringen lassen und von dort mit einem Trägergasstrom zum Ort der Detektion transportieren. Somit lassen sich hervorragend Tiefen-Logs der Schadstoffverteilung bis in den gesättigten Untergrundbereich erzeugen. Auch dieses Verfahren ist relativ zügig und günstig und somit lassen sich wiederum sehr dichte Datensätze produzieren, was ja genau dem Sinn des amerikanischen Triad-Konzeptes entspricht.

Immer häufiger finden sich jedoch auch Anwender, die über negative Erfahrungen mit Direct-Push-Verfahren berichten. Aus unserer Sicht ist dies jedoch nicht in einer geringen Eignung des Verfahrens begründet, sondern eher in einer falschen Anwendung am falschen Ort.

Hierbei sind u.a. folgende Punkte wesentlich:

1. Untergrund: Auch in normalerweise geeigneten Lockergesteinen treten immer wieder Schichten und Lagen auf, die weder mit einem drückenden noch schlagenden Verfahren zu durchörtern sind. So haben sich manche quartäre Sedimente vom Einsatz eines eigens mit einem Galaxy-Transportflugzeug eingeflogenen 40-Tonner Direct-Push-LKWs unbeeindruckt gezeigt. Hier ist wieder der erfahrene, mit der Standortsituation vertraute Geologe gefragt, der zusammen mit den Direct-Push-Anbietern am besten abschätzen kann, ob ein Einsatz Erfolg verspricht.


2. Kondensation: Wie oben beschrieben, werden die Schadstoffe vom Untergrund über eine Leitung in einem Trägergasstrom zum Detektor transportiert. Hier besteht bei uns der Eindruck, dass die Verfahrensanbieter erst sukzessive alle Fehlerquellen ausmerzen. Ein großes Problem ist das der Kondensation. Vielfach wurden hier in der Vergangenheit unbeheizte Leitungen eingesetzt. Bei solchen Leitungen ist die Gefahr sehr groß, dass Schadstoffe in der Leitung kondensieren und gar nicht erst beim Detektor ankommen. Das Problem ist je nach Schadstoffart, Leitungsmaterial, Länge der Leitung und Temperatur unterschiedlich groß. Allein diese vier Variablen führen dazu, dass eventuelle Minderbefunde nicht immer im gleichen Rahmen vorliegen, sondern z.B. schon im Tagesverlauf mit veränderter Umgebungstemperatur sich verändern können. Alleine hier kann schon begründet sein, warum mit "Direktmessungen" über Direct-Push erzielte Ergebnisse nicht zu den klassischen Ergebnissen passen wollen.


3. Kein Ersatz: Richtig eingesetzt liefern Direct-Push-Methoden Datensätze von hoher Dichte und guter Qualität. Nur mit solchen Datensätzen kann man unbekannte Kontaminationssituationen kosteneffektiv und mit geringeren Restrisiken untersuchen. Dies zählt zum Grundkonzept des Einsatzes von Vor-Ort-Analytik und Echtzeitmessungen. Wichtig ist hierbei aber, dass solche Messungen weder einen Ersatz für die Laboranalytik darstellen können und sollen, noch einen Ersatz für die klassische Grundwassermeßstelle im Abstrom und deren integrierenden Charakter.


Aus unserer Sicht gehören Direct-Push-Methoden zu Recht zum marktverfügbaren Spektrum "innovativer Untersuchungsstrategien" und ermöglichen richtig eingesetzt und in Verbindung mit Standardverfahren eine sehr kosteneffektive, schnelle und sichere Untersuchung von Altstandorten und Altablagerungen.


Leider nicht überall...

Über Kommentare zu diesem Post würden wir uns freuen!


Mit freundlichen Grüßen



Ihr Envisoft-Team

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