Mittwoch, 21. Mai 2008

Akzeptanz von Vor-Ort-Analytik

Kürzlich wurde ein uns bekannter und im Bereich Vor-Ort-Analytik und Innovative Untersuchungsstrategien erfahrener Gutachter mal gefragt, ob er denn nie Probleme mit der Akzeptanz von Ergebnissen der Vor-Ort-Analytik gehabt hätte. Als er nach kurzem Erstaunen eine klares "Nein, nie!" von sich gegeben hatte, waren die misstrauischen Blicke im Auditorium und beim Fragesteller kaum zu übersehen. Auch die Skeptiker unter uns werden denken: so einfach wird es wohl nicht gewesen sein. Schon gar nicht wenn es sich nur* um Vor-Ort-Analytik handelt.

* Ein Schelm wer jetzt an unseren Post zum Thema Messunsicherheiten denkt...

Doch bei genauerem Hinsehen, oder entsprechender Nachfrage, erkennen wir Erstaunliches! Der Gutachter, der vorgibt in 80% seiner Projekte Vor-Ort-Analytik eingesetzt zu haben, hat eines sicherlich richtig gemacht: er hat jeden Fall als Einzelfall betrachtet und gewürdigt. Er hat es sich nie so leicht machen können und eine Altlastenuntersuchung als "Standardfall" anzusehen, da er immer gezwungen war den Einsatz der Vor-Ort-Analytik auf Tauglichkeit zu überprüfen und sogar noch zu begründen.

(Wie der geneigte Leser weiß, besteht Haftpflichtdeckung meist nur im Falle echter Dummheit.)

Manchmal, etwa in 20% aller Fälle, fiel die Prüfung ob Vor-Ort-Analyseverfahren sinnvoll einzusetzen seien, negativ aus. Wie wir inzwischen wissen, war er ja nicht wirklich verrückt, Überzeugungstäter lediglich, und so wollte er sein Geschäft noch länger betreiben. Also fielen zum Beispiel die ganzen Cadmium-Messungen im Kindergarten-Spielsand mittels mobiler Röntgenfluoreszenzanalytik ins Wasser.
Das reduzierte natürlich die Umsätze etwas, steigerte aber auch das Vertrauen der Behörden und Auftraggeber in den Ausführenden.
Belohnt wurde das Ganze bei solchen Projekten in denen seine Erfahrungen und die oft unbekannten Qualitäten der Vor-Ort-Analytik kleine Triumpfe feierten.
In dem Fall zum Beispiel als (nur um bei dieser Methode zu bleiben) die mobile RFA bei der Analyse von Schlämmen der Aluminiumproduktion (immerhin ein Häufchen von mehr als 1 Mio m³) sofort richtige Ergebnisse zeigte und die Kollegen im Labor erst alle Register ziehen und von den vorgegebenen DIN-Normen abweichen mussten, um im Endeffekt die mobile RFA bestätigen zu müssen.
War er besonders klug? Sicher nicht. War er besonders innovativ? Wahrscheinlich auch nicht. War er lernfähig? Schon eher. Denn er hatte nie vergessen, was ihm ein Vertreter einer Bezirksregierung in seiner Anfängerzeit mal ins Stammbuch geschrieben hatte.

Uns das ging etwa so:

Bezirksregierungsvertreter: "Kennen Sie die ALEX01 und 02*?"

* eine Art "Steinzeit-BBodSchV" für Rheinland-Pfälzer...

Gutachteraspirant: "Natürlich, die sind wie die Bibel für mich."

Bezirksregierunsgvertreter: "Quatsch! Das sind nur behördeninterne Handlungsanweisungen. Denken müssen Sie schon selbst!"

Das wars für heute.

Ihr Envisoft-Team

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